Die Finanzwelt ist stets in Bewegung und reagiert sensibel auf politische, wirtschaftliche sowie gesellschaftliche Ereignisse. Wenn ein neuer Präsident in den USA ins Amt eingeführt wird, richtet sich das Augenmerk vieler Anlegerinnen und Anleger besonders stark auf dessen Ankündigungen, Wahlversprechen und die ersten Amtshandlungen. Mit Donald Trumps Amtseinführung im Januar 2017 stellte sich damals die Frage: Wird es nach dem “Trump-Rally” eine Korrektur an den Börsen geben? Viele Marktteilnehmer gingen davon aus, dass nach dem anfänglichen Optimismus eine gewisse Ernüchterung eintreten würde. In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick darauf, warum solche Erwartungen entstehen, welche Faktoren bei der Bewertung von Börsenentwicklungen nach politischen Ereignissen eine Rolle spielen und wie man sich als Anleger auf eine mögliche Marktkorrektur vorbereiten kann.


„Trump-Rally“ – Eine kurze Rückschau

Um zu verstehen, warum nach einer Amtseinführung ein starker Fokus auf potenzielle Korrekturen gelegt wird, lohnt sich zunächst ein Blick auf die Phase direkt nach Trumps Wahlsieg im November 2016. Schon in der Wahlnacht gab es hohe Volatilität, da viele Marktteilnehmer eine Überraschung erwarteten, sollte Trump gewinnen. Tatsächlich sank der Dow-Future in den frühen Stunden der Wahlnacht zunächst stark, drehte dann jedoch, als sich Trumps Sieg abzeichnete.

In den Wochen und Monaten danach erlebten die US-Börsen einen regelrechten Höhenflug. Die Anleger setzten auf ein pro-business-Klima und erwarteten, dass die neue Regierung Steuersenkungen und Deregulierungsmaßnahmen zügig umsetzen würde. Besonders Aktien aus dem Bankensektor sowie der Rüstungs- und Energiebranche legten zu. Dieser Anstieg wird oft als „Trump-Rally“ bezeichnet – eine Welle der Euphorie, die Donald Trumps wirtschaftsfreundlicher Rhetorik zugeschrieben wurde.

Der Moment der Amtseinführung – Warum viele Korrekturen erwarten

Der Begriff „Buy the rumor, sell the news“ ist an den Börsen weithin bekannt. Er beschreibt das Phänomen, dass Investoren beim Aufkommen bestimmter Gerüchte (oder Erwartungen) in den Markt einsteigen, wodurch Preise steigen. Sobald sich diese Gerüchte konkretisieren (also zur „News“ werden), kommt es häufig zu Gewinnmitnahmen, was die Kurse vorübergehend belastet. Dieses Muster kann sich auch im Kontext politischer Großereignisse zeigen.

So erwarteten viele Marktteilnehmer, dass der Rückenwind der „Trump-Rally“ nach seiner Amtseinführung abebben würde. Der Grund: Sobald die politischen Versprechen geprüft und real umgesetzt werden müssen, können unerwartete Hindernisse auftreten. Diese könnten im US-Kongress, in internationalen Verhandlungen oder schlicht in der Umsetzbarkeit bestimmter Versprechen liegen.

Kurzum: Eine anfängliche Euphorie trifft auf die Realität politischer Prozesse – und diese Realität ist kompliziert und manchmal enttäuschend.

Politische Maßnahmen mit Börseneinfluss

a) Steuerpolitik
Donald Trump versprach eine massive Senkung der Unternehmenssteuern, die er teilweise auch umsetzte. Solche Steuererleichterungen können für Unternehmen enorme Vorteile bringen, insbesondere wenn diese vorher mit hohen Steuerlasten zu kämpfen hatten. Gleichzeitig können aber auch negative Folgen für den Staatshaushalt entstehen, etwa eine stark steigende Staatsverschuldung. Ob dies wiederum die US-Wirtschaft längerfristig belastet und damit eine Börsenkorrektur begünstigt, hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel von der Zinspolitik der US-Notenbank (Fed), dem allgemeinen Wirtschaftswachstum und dem Ausmaß, in dem neue Schulden aufgenommen werden müssen.

b) Deregulierung
Trump setzte schon in den ersten Monaten seiner Amtszeit auf eine Reduktion von Regularien, vor allem im Umwelt- und Finanzsektor. Unternehmen begrüßen häufig weniger Auflagen, da sie sich freiere Hand und weniger Kosten erhoffen. Doch auch hier gilt: Weniger Regulierung birgt Risiken. So kann etwa das Vertrauen in langfristig nachhaltige Geschäftsmodelle und Finanzprodukte schwinden, wenn zu viele Kontrollen wegfallen. Ein dadurch gestärktes Gewinnstreben könnte zu Spekulationsblasen führen. Solche Blasen bergen wiederum das Risiko eines plötzlichen Platzens, was eine scharfe Börsenkorrektur auslösen kann.

c) Handelspolitik und Protektionismus
Ein Schwerpunkt in Trumps Politik war der protektionistische Ansatz. Beispielsweise wurde das Handelsabkommen TPP (Trans-Pacific Partnership) aufgekündigt und auch mit China sowie der EU gab es harte Verhandlungen und Zollstreitigkeiten. Handelskonflikte können die Aktienmärkte stark belasten, da sie Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung globaler Lieferketten schüren und Unternehmensgewinne beeinflussen können. Ein möglicher Importzoll auf Stahl oder Aluminium hat beispielsweise nicht nur Einfluss auf die jeweilige Branche, sondern kann eine Kette von Gegenmaßnahmen auslösen, die schlussendlich viele Industriezweige treffen. Diese Form von Eskalation und Gegeneskalation wird häufig als „Handelskrieg“ bezeichnet – und solche Szenarien sind in der Regel Gift für stabile Börsenkurse.

Psychologische Faktoren: Warum Anleger auf Korrekturen setzen (und hoffen)

Neben den fundamentalen Daten und politischen Rahmenbedingungen spielen psychologische Faktoren eine erhebliche Rolle. Die Sorge, dass nach einem starken Anstieg eine Korrektur „überfällig“ ist, sitzt bei vielen Investoren tief. Bulle- und Bärenmärkte wechseln sich erfahrungsgemäß in Zyklen ab. Jeder starke Anstieg löst die Frage aus, wann wohl der nächste Abwärtstrend kommt.

Zudem kann die Medienberichterstattung die Stimmung verstärken. Schlagzeilen wie „Steht der Markt vor dem Crash?“ oder „Die große Korrektur ist überfällig!“ finden sich in Zeiten politischer Umbrüche gehäuft. Viele Anleger glauben, dass gerade nach einer Phase des Optimismus eine gewisse Ernüchterung unvermeidbar sei. Dieses Sentiment kann sich selbst verstärken, wenn plötzlich mehrere Großinvestoren Gewinne mitnehmen und die Kurse dadurch in Bewegung geraten.

Historischer Kontext: Korrekturen und neue US-Präsidenten

Werfen wir einen Blick auf die historische Entwicklung. Zwar hat jeder Präsident seinen eigenen politischen Stil und Regierungen unterscheiden sich in ihrer Handlungsweise, aber bestimmte Muster lassen sich erkennen.

  • Reagan-Ära (1981–1989): Ronald Reagan setzte in den 1980er-Jahren ebenfalls auf massive Steuersenkungen (Reaganomics) und Deregulierung. Nach seiner Wahl stiegen die Märkte stark an, wenngleich es später zu Zwischenkorrekturen kam – etwa 1987 beim Black Monday. Die Langfristentwicklung war dennoch positiv.
  • Bill Clinton (1993–2001): Unter Clinton boomte der Technologie-Sektor. Viele erinnern sich an die Dotcom-Blase, die in seinen letzten Amtsjahren ihren Höhepunkt erreichte. Die Ernüchterung kam allerdings erst nach seinem Ausscheiden (Platzen der Blase im Jahr 2000), als George W. Bush das Amt übernahm.
  • Barack Obama (2009–2017): Obama übernahm das Amt inmitten der Finanzkrise 2008/2009. Die Märkte waren bereits eingebrochen, sodass unter seiner Präsidentschaft zunächst eine starke Erholung einsetzte. Dennoch war die Lage so außergewöhnlich, dass ein Vergleich zu normalen Amtsübernahmen schwierig ist.

Für Donald Trump gilt: Eine starke Kursbewegung um den Wahlzeitpunkt ist nichts Ungewöhnliches, und auch eine gewisse Volatilität nach der Amtseinführung ist durchaus typisch. Allerdings gibt es nie eine Garantie, wann eine Korrektur eintritt und wie tief sie ausfällt.

Der Einfluss der Geldpolitik: Die Rolle der US-Notenbank (Fed)

Ein entscheidender Faktor, der über den Erfolg und Misserfolg einer Präsidentschaft in wirtschaftlicher Hinsicht mitbestimmt, ist die Geldpolitik. Die Federal Reserve ist unabhängig von der Regierung, orientiert sich aber an makroökonomischen Zielen wie Inflation, Beschäftigung und Wachstum.

Während Trumps Amtszeit war die Zinslage insgesamt relativ niedrig. Niedrige Zinsen begünstigen die Wirtschaft und stützen die Börsenkurse, da Kredite für Unternehmen günstiger werden und Investitionen erleichtert werden. Das kann eine Korrektur hinauszögern oder abmildern. Gleichzeitig kann eine Phase extrem niedriger Zinsen allerdings zu riskantem Anlegerverhalten führen. Denn wenn Staatsanleihen kaum Rendite bieten, greifen Investoren verstärkt zu Aktien oder riskanteren Anlageklassen, was Kursblasen begünstigen kann. Sobald die Zinsen dann steigen, wird Kapital aus den riskanten Anlagen abgezogen – was eine Korrektur begünstigen kann.

Internationale Entwicklungen und Unsicherheitsfaktoren

Neben den rein US-amerikanischen Faktoren spielen globale Unsicherheiten bei der Frage nach einer möglichen Korrektur nach der Amtseinführung eine Rolle. Einige Beispiele:

  • Europa: Politische Unsicherheiten im Zuge des Brexit, aber auch innerhalb der EU (Stichwort: populistische Bewegungen, Verschuldungsprobleme einzelner Länder) können die Weltmärkte belasten.
  • China: Das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik und gleichzeitig die Handelskonflikte mit den USA waren und sind ein wichtiger Faktor. Kommt es zu einer Eskalation, ist das für globale Lieferketten und Unternehmensgewinne von großer Bedeutung.
  • Geopolitische Risiken: Konflikte im Nahen Osten, Terrorbedrohungen oder globale Gesundheitskrisen (wie später die Corona-Pandemie) können aus dem Nichts kommen und Märkte verunsichern.

Oft sind es gerade diese externen Schocks, die eine bereits überhitzte Marktstimmung in eine Korrektur kippen lassen. Es ist daher schwer, ausschließlich aus innenpolitischen Faktoren heraus einen möglichen Börsenrückgang abzuleiten.

Szenarien für eine mögliche Korrektur

Sollte nach einer Amtseinführung – wie der von Donald Trump – tatsächlich eine Börsenkorrektur eintreten, können verschiedene Szenarien in Betracht gezogen werden:

  1. Moderate Korrektur (5–10 %)
    Gewinnmitnahmen führen zu einem Rückgang wichtiger Indizes, es folgt eine kurze Phase der Konsolidierung, in der sich die Kurse stabilisieren. Anschließend könnte die Rally sogar weitergehen, wenn die wirtschaftlichen Fundamentaldaten stark sind.
  2. Massiver Einbruch (>20 %) – Bärenmarkt
    Wenn politische Unsicherheiten, steigende Zinsen und schwache Unternehmensdaten zusammenkommen, kann ein schwerer Einbruch folgen. Solch ein Bärenmarkt kann sich über Monate hinziehen und wäre für viele Unternehmen eine Herausforderung.
  3. Seitwärtsbewegung
    In manchen Fällen pendeln sich die Märkte nach einer kurzen Volatilitätsphase in einer engen Spanne ein. Hier fehlen dann klare Impulse für einen weiteren starken Anstieg, zugleich sind die Fundamentaldaten nicht so schlecht, dass Anleger massiv verkaufen.

Was Anleger tun können, um sich vorzubereiten

  1. Diversifikation
    Wer sein Kapital auf verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien, Cash) und Regionen verteilt, reduziert das Risiko eines großen Verlustes bei einem Einbruch. Gerade nach starken Kursgewinnen ist eine Überprüfung der Portfoliogewichtung ratsam.
  2. Stopp-Loss-Strategien
    Investoren, die Kursgewinne absichern wollen, können Stopp-Loss-Orders setzen. Diese werden automatisch ausgelöst, wenn der Kurs einer Aktie oder eines Fonds unter eine bestimmte Marke fällt. Damit begrenzt man sein Verlustrisiko, sollte der Markt tatsächlich korrigieren.
  3. Liquiditätsreserven
    Ein gewisser Anteil an Barreserven kann sinnvoll sein, um bei fallenden Kursen günstig nachzukaufen. Wer die gesamte Liquidität in Aktien investiert hat, kann nicht von den Schnäppchen profitieren, die sich in einer Korrektur bieten.
  4. Langfristige Sichtweise
    Historisch gesehen haben sich Börsen nach Korrekturen (manchmal nach Monaten, manchmal nach Jahren) erholt und in vielen Fällen neue Höchststände erreicht. Wer langfristig investiert, kann kurzfristige Schwankungen eher aussitzen und braucht sich nicht von Panik leiten zu lassen.
  5. Fundamentalanalyse
    Auch wenn politische Ereignisse kurzfristig die Stimmung beeinflussen, sollten Anleger stets die Fundamentaldaten der Unternehmen im Blick haben. Unternehmen, die ein robustes Geschäftsmodell, solides Gewinnwachstum und wenig Schulden aufweisen, sind oft widerstandsfähiger gegen Marktschwankungen.
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Fazit

Die Frage, ob es auch im Januar 2025 nach Donald Trumps Amtseinführung eine Korrektur an den Börsen geben wird, steht exemplarisch für die häufigen Unsicherheiten nach politischen Machtwechseln – insbesondere in den USA. Ein starker Anstieg im Vorfeld löst fast immer Spekulationen darüber aus, wann eine „überfällige“ Korrektur eintreten könnte. Doch ob, wann und wie stark es letztlich zu einer Korrektur kommt, hängt von zahlreichen Faktoren ab: der Umsetzung politischer Maßnahmen, dem Agieren unabhängiger Akteure wie Notenbanken, dem globalen Wirtschaftsumfeld und natürlich von unvorhergesehenen Krisen oder Überraschungen.

Zwar ist ein kurzfristiger Rücksetzer nach großen politischen Umbrüchen keine Seltenheit, doch die längerfristige Richtung wird stärker von den Fundamentaldaten und der Stabilität des Finanzsystems bestimmt. Ein politisch motivierter „Rally“ kann den Markt antreiben, wird aber nur dann anhalten, wenn sich die erhofften positiven Impulse (z. B. durch Steuersenkungen oder Deregulierungen) auch tatsächlich in Unternehmensgewinnen und Wirtschaftswachstum niederschlagen.

Für Anlegerinnen und Anleger empfiehlt es sich, sich weder von einer anfänglichen Euphorie blenden zu lassen noch in eine übertrieben negative Stimmung zu verfallen. Stattdessen lohnt eine systematische, langfristige Strategie, die sowohl Chancen als auch Risiken im Blick behält und auf Diversifikation setzt. Politische Machtwechsel können kurzfristige Volatilität erhöhen – letztlich aber sind es tragfähige Geschäftsmodelle, starke Bilanzen und ein solides makroökonomisches Umfeld, die für langfristigen Erfolg sorgen.

Eine potentielle Korrektur, ob nach Trumps Amtseinführung oder in einem anderen Kontext, kann auch eine Gelegenheit sein, qualitativ hochwertige Unternehmen zu einem günstigeren Preis zu erwerben. Wer sich darauf vorbereitet und nicht in Panik verfällt, kann die Chancen der Märkte besser nutzen – unabhängig davon, wer gerade das Ruder im Weißen Haus in der Hand hält.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Kategorien: Börse

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